The secrets of the abstractions of the painter Birgit Günther

Die Geheimnisse der Abstraktionen der Malerin Birgit Günther

Die Malerin Birgit Günther ist eine wahre Liebhaberin der Natur und der Farben. Die Polychromie, Monotonie, Stille oder Ruhe, Friedlichkeit oder Verwirrung der Natur ist für sie eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration. Hören wir selbst in die Geheimnisse der Abstraktionen von Birgit Günther.

Interview von Ummuhan Kazanc

Liebe Birgit Günther, ich möchte unser Interview mit Ihrem Statement beginnen: Sie sagen: „Farben in der Natur sind für mich die pure Lebensfreude und ermöglichen mir, in meiner Malerei alle Möglichkeiten zu entfalten.“ Wie würden Sie Ihre enge Beziehung zur Natur künstlerisch beschreiben? Ist es eine Inspirationsquelle für Ihre Kunst?

Die Natur ist für mich die größte Kunst und Inspiration im Universum. Für mich ist es wie Magie. Denken Sie nur an die herrliche Farbenpracht in so vielen verschiedenen Nuancen und Abstufungen, die man kaum begreifen, aber wahrnehmen sollte. Wenn man genau hinschaut, kann man viel von der Natur lernen und dem möchte ich nachspüren. Wenn man sich die verschiedenen Blätter und Blüten mit feinen Strukturen und Formen, Verbindungen und Ebenen ansieht, kann man erraten, worum es mir geht. Es sind hell-dunkel, klein-groß, zart-kraftvoll, bewegend-starr, schlicht-ausdrucksstark, dynamisch-ruhig, stabil-fragil, lichtschwer, harmonisch-chaotisch, die ich auch in meiner Malerei spüre und zu einem zusammenfüge Gesamtkunstwerk.

Auch der schnelle Wechsel der Blautöne am Himmel, durchsetzt mit weiß erscheinenden Wolken, die eine unglaubliche Tiefe erzeugen oder der Abendhimmel in Rot-Orange-Tönen, wenn die Sonne untergeht, ganz zu schweigen von der Nacht, die einfach nicht nur dunkel ist, begeistert mich zu sehr detaillierten und sensiblen Bildern. Man muss nur genau hinschauen und bewusst wahrnehmen.

Die Natur ist für mich laut und leise, hell und dunkel, bunt und monochrom, ruhig und aufgewühlt, tief und hoch – eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration und Emotionen, die hervorgerufen werden. Diese gilt es zu erforschen und hinter das Geheimnis meiner Existenz zu kommen, da ich ein Teil der Natur bin.

Die Natur zeigt, dass alles möglich ist und diese Lebensfreude spüre ich beim Malen. Es ist ein wiederkehrender Prozess, den ich in jedem neuen Gemälde erlebe. Farben werden intuitiv ausgewählt, allein durch die Empfindungen des momentanen Arbeitsschrittes. Der Wechsel von der weißen Leinwand zum fertigen Bild gleicht einem Kreislauf in der Natur.

Die Geheimnisse der Abstraktionen Malerin Birgit Günther Birgit Günther, „Shooting Star“, Mischtechnik auf Leinwand, 100 x 100 cm.

Wenn ich Ihre Bilder betrachte, sehe ich kühne Gesten und Pinselstriche. Diese Gesten harmonieren hervorragend mit leuchtenden Farben. Deine Kompositionen sind also sehr kraftvoll und lebendig. Was ist dein Geheimnis?

Wenn ich mit dem Malen beginne, ist es zunächst recht zögernd, unentschlossen und langsam. Die Erforschung von Farben, Formen, Linien und Flächen beginnt und steigert sich. Im Laufe des Prozesses wird die Idee klarer, kraftvoller und entscheidender. Es entsteht eine Dynamik, die ich kaum kontrollieren kann. Tiefen und Höhen sowie die räumliche Komposition und Anordnung der Elemente auf der Leinwand sind ein wichtiger und spannender Teil meiner Arbeit. Ich spüre beim Malen die Energie und meine Kraft, die mich erfüllt und führt. Meine Bilder sind vielschichtig und lassen viel Raum für Ihre Fantasien. Und das ist gut. Lebendige Farben gehören zu mir, meine Welt ist bunt und vielfältig. Ich spiele mit meinen Möglichkeiten, bin gleichberechtigter Partner in meinem Handeln, lasse los und fange, um dann in meinem Handeln wieder die Führung zu übernehmen. Dadurch entstehen Kontraste, die sich in unbeschwerten Farbflächen und aktiv gesetzten Pinselstrichen sowie kräftigen, oft kontrastierenden Dominanten zeigen. Es entsteht eine Symbiose, die lebendig wirkt und bewegt.

Die Geheimnisse der Abstraktionen Malerin Birgit Günther Birgit Günther, „Rote Energie“, Mischtechnik auf Leinwand, 140 x 100 cm.

Bei der Erstellung Ihrer Gemälde verwenden Sie Materialien wie Acryl, Graphit, Marmorpulver, Sand, Teer und Tinte auf Leinwand. Gibt es einen besonderen Grund für die Verwendung einer solchen Materialvielfalt?

Ich verwende in meinen Bildern eine Vielzahl von Materialien, aber nicht alle Materialien in einem Gemälde. Für mich ist es eine Palette, die je nach Motiv, Ausdruck und Botschaft zur Verfügung steht und eingesetzt werden kann. Jedes Material hat eine Aussage, die ins Bild passt und das Thema unterstützt. Die Vielfalt, die jedes Material erzeugen kann, sowie die Kombinationen und Reaktionen verschiedener Materialien untereinander sind eine unerschöpfliche Quelle künstlerischen Ausdrucks.

Strukturen, die bewusst oder unbewusst, kontrolliert oder spontan, bewusst oder scheinbar willkürlich entstehen, faszinieren mich und gehen in die Tiefe. Strukturen, die Überlagerungen, Irritationen und Erkennbarkeit im Hintergrund zulassen, sind für mich verwirrend und reizvoll. Nichts scheint so, wie es ist und doch hat jede Schicht, jedes Material seine Berechtigung. Die oberste Schicht ist nur wegen der darunter liegenden Schichten interessant. Durch den bewussten Einsatz unterschiedlicher Materialien schaffe ich eine spürbare Lebendigkeit.

Der Arbeitsprozess zeigt viele individuelle Erfahrungen mit den verwendeten Materialien. Manche Überraschungen, die so nicht geplant waren, tauchen auf, werden verworfen oder akzeptiert und führen manchmal zu einem Richtungswechsel. Alles bleibt im Fluss und ist für mich immer spannend, bis das Kunstwerk fertig ist.

Die Geheimnisse der Abstraktionen Malerin Birgit Günther Birgit Günther, „Love“, Mischtechnik auf Leinwand, 75 x 116 cm.

Wie möchten Sie, dass Kunstbetrachter Ihre abstrakten Gemälde lesen oder interpretieren?

Ich möchte mit meinen Bildern beim Betrachter die Kraft und Freude hervorrufen, die im Sprung liegt. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch eine positive Kraft in sich trägt, die ihm aber oft nicht bewusst ist. Kreativität ist ein hohes Gut und man sollte es fördern. Es verändert Wahrnehmungen und spiegelt die eigene, vielleicht ängstliche Haltung wider. Dies gilt es zu überwinden und in die Leichtigkeit des Seins zu gelangen.

Der Betrachter soll sich für Neues öffnen und neugierig auf das Leben bleiben oder werden. Ein genauer Blick auf alle Dinge zeigt, dass ihre Wahrnehmung möglicherweise nicht oder nur weiterentwickelt ist. Der Betrachter soll durch meine Bilder angesprochen werden, sich mit verborgenen Themen auseinandersetzen und deren Interpretation finden. Wichtig für mich ist, dass eine Kommunikation zwischen Betrachter und Bild stattfindet. Oft bin ich überrascht, was die Leute auf meinen Bildern sehen, aber es gibt immer eine Konfrontation, die gewollt ist.

Mutig und entschlossen sein, auf Veränderungen zu reagieren und die Freiheit spüren, die kreative Arbeit ermöglicht. Es ist ein positiver Austausch mit anderen und bietet vielleicht auch Raum für die Diskussion unterschiedlicher Standpunkte und soll das Verständnis und die Akzeptanz anderer fördern. Allerdings sollte man bereit sein, sich darauf einzulassen und seiner Fantasie freien Lauf zu lassen.

Die Geheimnisse der Abstraktionen Malerin Birgit Günther Birgit Günther.
 

Sie haben Innenarchitektur an der Akademie der Bildenden Künste München studiert und sind zudem zertifizierte Mediatorin. Wann haben Sie sich zum ersten Mal für die Kunst der Malerei interessiert? Haben Sie eine besondere Geschichte?

Schon in jungen Jahren entwickelte sich mein erster Kontakt zur Kunst und die Erkenntnis meiner Begabung für die Malerei. Eine großmütterliche Bekannte zeigte mir den Umgang mit Farben und Motiven und es entstanden meine ersten Zeichnungen und Gemälde.

Ich konnte meine Gefühle und Gedanken immer am besten kreativ ausdrücken. Auch während der Schulzeit fand ich große Unterstützung und Zugang zum Kubismus und der abstrakten Malerei. Dinge, die auf den ersten Blick nicht oberflächlich erkennbar sind, üben bei mir großes Interesse aus. Ich gehe den Dingen gerne auf den Grund, um zu verstehen, welche Bedeutung sie haben.

Meine erste Studienreise nach Paris und der dort lebende Künstler in Montmartre und Montparnasse faszinierten mich. Ich fühlte eine Freiheit, die ich vorher nicht gekannt hatte.

Während meines Studiums an der Akademie der Bildenden Künste in München kam ich in direkten Kontakt mit anderen Kreativen, Künstlern und Malern. Auch in der Innenarchitektur sind kreative Gedanken und Ideen gefragt und der Lernprozess für Komposition, das Zusammenspiel verschiedener Elemente und den sensiblen Umgang mit Farben, Formen und Linien erhält einen hohen Erfolgsanspruch. Kritisches Hinterfragen, Anpassen und Modifizieren führen letztlich zu einem strahlenden Ergebnis.

Die Ausbildung umfasste auch Fächer der Malerei und Kunstgeschichte. Dadurch konnte ich umfassend lernen und meine Kreativität weiterentwickeln und verfeinern. Die Vielfalt der verfügbaren Farbpigmente, die ich dort erlebt habe, fasziniert mich bis heute. Farben sind für mich ein wunderbares Erlebnis.

Durch das skizzenhafte Schnellzeichnen, mit dem Erfassen des Wesentlichen auf vielen Urlaubsreisen in internationale Länder, werden die klaren Linien und der bewusst kraftvolle charakteristische Pinselstrich verstärkt. Studienreisen nach Frankreich, Italien, Holland, Griechenland und Skandinavien bereicherten mein Verständnis von Kunst, Malerei und Ästhetik. Der Austausch mit anderen Künstlern sowie meine Vorstellung von Malerei und der damit verbundene Ausdruck und Verarbeitung von Ereignissen sind einzigartig in der Malerei.

Malerei kann auch eine Vermittlungshilfe sein, um unterschiedliche Standpunkte zu verbinden und ins Gleichgewicht zu bringen. Scheinbare Gegensätze finden Annäherung und das Verständnis für Abstraktion kann geschärft werden.

Die abstrakte Malerei hat in Deutschland eine sehr starke Geschichte. Welche deutschen Künstler haben Sie beeinflusst? Besuchen Sie Museen und Kunstgalerien? Welchen Einfluss hat der Museumsbesuch auf Ihre künstlerische Arbeit?

Man kann nicht per se nur von deutschen Künstlern ausgehen, die sich mit abstrakter Malerei beschäftigt und mich beeinflusst haben, es ist eine Zeitgeschichte in vielen Kulturen und verschiedenen Nationalitäten. Dinge nicht mehr gegenständlich abzubilden und den Grad der Abstraktion immer weiter zu steigern, bis der Gegenstand fast nicht mehr wiederzuerkennen ist, ist eine Auseinandersetzung und Hinterfragung der realen Welt.

Ausgehend vom Kubismus, den ich während meiner Schulzeit kennenlernen durfte, und der Auflösung der bisherigen strengen Malerei fasziniert mich die Verfremdung und Auflösung. Sicherlich haben mich Kandinsky, Picasso, Braque oder auch de Kooning und Twombly beeinflusst. Bilder, die ich im ersten Moment nicht erkenne und die sich mir im zweiten Schritt vielleicht nicht erschließen, mich aber dennoch fesseln, inspirieren mich sehr.

Da ich in München lebe und arbeite, ist es für mich ein großes Privileg, dort eine gute Kunstszene zu haben. Der Besuch wunderbarer Ausstellungen in Kunst- und Stadtgalerien und Museen wie in München, Berlin, Nürnberg, Paris, London, Barcelona, ​​Venedig und vielen anderen Städten oder auch auf der Documenta in Kassel ist für mich eine große Bereicherung und Herausforderung Mich. Vielfältige Interpretationen unterschiedlicher Themen, Ansichten und Umsetzungen anderer bekannter und weniger bekannter Künstler bieten ein reichhaltiges Spektrum für meine Malerei und Weiterentwicklung.

Die Geheimnisse der Abstraktionen Malerin Birgit Günther Birgit Günther, „Fata Morgana“, Acryl mit Marmormehl und Sumpfkalk auf Leinwand, 100 x 100 cm.

Wir durchleben eine Zeit, in der sehr wichtige Entwicklungen in der Geschichte der Menschheit, Pandemien und Kriege erlebt werden ... Wie wirken sich diese auf Ihr künstlerisches Schaffen aus?

Die aktuellen Ereignisse und Entwicklungen in Geschichte und Gegenwart machen mich oft traurig und regen mich auf. Das spiegelt sich natürlich auch in meiner Kunst wider, die Motive verändern sich, die Farben werden gedeckter und die Linien verwirrender. Die aufsteigenden Emotionen müssen verarbeitet und reflektiert werden. Die Besinnung auf sich selbst und die Bedeutung kleiner Dinge im Leben, die oft übersehen oder verdrängt werden, rücken in den Fokus. Es ist eine Veränderung, die im großen, aber auch im kleinen Universum vorgenommen werden muss. Details in meiner Malerei sind daher unverzichtbar.

Ein Verständnis für das Zusammenleben und den achtsamen Umgang mit Leben und Natur wird ins Bewusstsein gerückt und soll verinnerlicht werden.

Im Gegensatz dazu gibt mir die Natur aber auch in dunklen Zeiten die Sicherheit und Kraft, Positives zu entdecken und zu präsentieren. Das Loslassen des Alten und die Begrüßung des Neuen wird zum Ausdruck gebracht. Dann sind die Farben wieder hell und leuchtend und geben Hoffnung. Die Transformation beginnt, etwas Neues entsteht und der Fluss des Lebens ist spürbar und hoffentlich auch in meinen Bildern sichtbar.

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